Soll ich digitaler Nomade werden? 5 Dinge, die du wissen musst, bevor du loslegst

Bevor du auf den Zug Digitaler Nomade, ortsunabhängiges Arbeiten und dabei um die Welt reisen aufspringst, schadet es nicht, wenn du dir vorher dazu ein paar Gedanken machst. Lass uns dich dabei ein wenig unterstützen!

Wenn du bereits an dem Punkt angekommen bist, dass du dein Arbeitsleben umkrempeln willst, dann müssen wir dir nicht erklären, was ein digitaler Nomade ist. Sollte dir das trotzdem noch etwas schwammig sein, schau zuerst in unseren Artikel Was ist ein digitaler Nomade? rein. Hier gehen wir auf die Definition ein und erklären was dich erwartet kann.

Lass uns dir direkt vorab die Illusion nehmen, dass digitale Nomaden DAS perfekte Arbeitsleben haben. Es kommt immer auf die eigene Sichtweise und Präferenzen an. Wir möchten dir mit unserer Erfahrung lediglich eine Guideline für deine Entscheidung geben. Ob du dich für oder gegen ein Digital Nomad Leben entscheidest, liegt dann ganz bei dir!

Es gibt für alle Lebenssituationen – auch für digitale Nomaden – Chancen, aber genauso viele Risiken.

Die Wahrheit über das Leben als digitaler Nomade

Findest du auch, dass insbesondere auf den Sozialen Medien die digitalen Nomaden einfach ein traumhaftes Leben führen? Am Strand von Bali (wir bevorzugen lieber andere Orte :P) einen Kaffee schlürfen, die Sonne genießen, eine Smoothie-Bowl verputzen und nebenbei ein bisschen am Laptop sitzen – hört sich mega an oder? Diese Romantisierung ist Status quo, aber hat leider nur ein Fünkchen Wahrheit.

Natürlich ist es schöner an einem Urlaubsort zu sein, insbesondere nach Feierabend. Wer würde sich nicht auf einen Sundowner am Strand, Spaziergang in den Bergen oder Dinner in einer Skybar nach Feierabend freuen?! Dieses kleine bisschen Urlaub nachdem man den Laptop geschlossen hat, kann einen sicherlich catchen. Typisch deutsch, kommt jetzt natürlich ein Aber. Nicht weil ich die Stimmung vermiesen möchte, sondern nur um dir eine realistische Vorstellung zu geben. Sonst sitzt du eventuell auf Bali1 und bist enttäuscht, wenn dein Tag nicht (nur) aus Surfen und Yoga besteht.

1Mit Bali wird einfach das Digital Nomad Leben assoziiert – auch wenn wir keine großen Fans von Bali sind und andere Orte mehr feiern. Welche das sind, erzählen wir dir noch.

5 Dinge, die du wissen musst, bevor du ein digitaler Nomade wirst

Bevor du losziehst, solltest du dir über folgende 5 Dinge im Allgemeinen Gedanken machen. Es ist hierbei ganz egal, wie deine berufliche Situation aussehen wird – sei es selbstständig oder weiterhin angestellt sein. Es gibt zwar massive Unterschiede zwischen diesen beiden Strängen, aber für beides gelten definitiv die gleichen Basis Startbedingungen.

  1. Job: Arbeit bleibt deine oberste Priorität.
  2. Arbeitsmodell: Deine Arbeitsweise muss sich anpassen.
  3. Kultur: Passe dich deiner Umgebung und Kultur an.
  4. Beziehungen: Deine sozialen und persönlichen Beziehungen werden sich ändern.
  5. Finanzen: Du musst dir über deine finanzielle Situation klar sein.

Job: Arbeit bleibt deine oberste Priorität

Du darfst nicht vergessen, dass du weiterhin arbeiten wirst – du bist kein Weltreisender, sondern ein digitaler Nomade. Dein Tagesfokus liegt in deinem Job oder Unternehmen, das Erkunden deiner Umgebung kommt nachgelagert. Somit sitzt du den Großteil deines Tages vor deinem PC und erledigst deinen Job! Genau was du jetzt auch tust, nur in einer anderen Umgebung.

Auch wenn du als Selbstständiger deine Arbeitszeit flexibel gestalten und auf das Minimum reduzieren kannst, liegt deine Priorität aber dennoch auf dem Verdienen von Geld und somit Sicherung deines Lebensunterhalts. Aus Erfahrung können wir dir sagen, dass es auch mal Wochen gibt, wo du nur zum Essen vor die Tür gehst! Klingt nicht mehr so fancy, wenn man sagt, dass man zwar in Kapstadt ist, aber das Meer seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hat, obwohl es vor der Tür liegt, oder?

Was zudem noch wichtig ist, ist dein Arbeits-Setup. Denn als digitaler Nomade musst du unterwegs mit der richtigen Ausrüstung in der richtigen Arbeitsumgebung ausgestattet sein. Dazu gehören neben dem Laptop und Smartphone eine stabile Internet-Verbindung und ein geeigneter Arbeitsplatz.

Arbeitsmodell: Deine Arbeitsweise muss sich anpassen

Als digitaler Nomade musst du in der Lage sein selbstorganisiert und diszipliniert zu arbeiten. Denn du wirst kein klassisches Büro und Kollegium mehr haben, die dir Struktur oder Adhoc Anweisungen oder Unterstützung bieten können – das schnelle Mal-eben-über-den-Flur-gehen-und-fragen fällt weg. Vielleicht kennst du das bereits aus der Homeoffice-Corona-Zeit. Sollte dir das bereits schwer gefallen sein, dann wird es als digitaler Nomade nicht anders werden.

Solltest du dich zeitgleich mit deinem digitalen Nomadentum selbstständig machen, kommen noch so viel mehr Dinge auf dich zu. Denn die Selbstständigkeit bringt eine komplett andere Arbeitsweise mit sich als angestellt zu sein.

Kultur: Passe dich deiner Umgebung und Kultur an

Du wirst öfter in verschiedenen Kulturen leben und arbeiten, als vorher. Deshalb ist es wichtig, dass du offen für neue Erfahrungen bist und dich an neue Situationen anpassen kannst. Im Ausland ticken die Uhren, Menschen und Arbeitsmoral einfach anders. Haben wir schnell gemerkt, denn keiner lässt sich weder im Süden Afrikas noch in Asien zeitbedingt stressen – da kann man noch so typisch Deutsch ungeduldig werden 😀

Solltest du zudem in neue Länder kommen, die du vorher nicht bereist hast, kommen noch neue Eindrücke, Gerüche, Geschmacksrichtungen, Essenskultur und und und hinzu.

Beziehungen: Deine sozialen und persönlichen Beziehungen werden sich ändern

Das digitale Nomadentum kann eine Herausforderung für deine persönlichen Beziehungen sein. Wenn du oft unterwegs bist, kann es schwierig sein, deine Familie und Freunde zu sehen. Du solltest dir im Klaren sein, dass du Zeit und Energie investieren musst, um deine Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Wenn du nicht allein bist, dann wird auch diese Beziehung getestet. 24/7 auf einander hängen, vielleicht auch noch zusammen arbeiten, anderweitiger Kontakt erst aufbauen – das sind alles Stresssituationen, die gelernt sein müssen. Hört sich vielleicht erst einmal lapidar sein, aber es ist für die meisten komplett konträr zu ihrem jetzigen Leben.

Finanzen: Du musst dir über deine finanzielle Situation klar sein

Das digitale Nomadentum kann eine großartige Möglichkeit sein, die Welt zu erkunden und gleichzeitig Geld zu verdienen. Allerdings ist es wichtig, dass du dir im Klaren bist, wie du deine Finanzen decken wirst. Hast du einen festen Vollzeitjob musst du schauen, dass du deinen Lebensunterhalt damit decken sowie ggf. die Weiterreise finanzieren kannst. Bist du selbstständig, musst du zusehen genug Jobs oder Kunden zu haben, um alles bezahlen zu können sowie Rücklagen zu bilden.

Für alle gilt umso mehr, dass man einen kleinen finanziellen Puffer vorab geschaffen hat, um ungeplante Ausgaben locker abdecken zu können. Unterwegs kann immer was passieren – Erkrankungen (sicher kriegt man die Kosten zurückerstattet, aber vorstrecken kann im Ausland teuer werden), Rückreisen (wenn zu Hause was passiert oder man selbst betroffen ist), Diebstahl (wenn du versichert bist, kriegst du auch hier das Geld zurück, aber du musst meist in Vorkasse gehen).

Das digitale Nomadentum ist eine Lebensweise, die viel Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordert. Du solltest bereit sein, neue Dinge auszuprobieren und dich auf Veränderungen einzustellen.

Die Vor- und Nachteile als digitaler Nomade

Egal wie sehr das ortsunabhängige Arbeiten einen mit den positiven und glänzenden Seiten lockt, es gibt immer Herausforderungen. Lass uns in die Pros und Cons einsteigen – für die Bereiche aus selbstständiger Arbeit und aus nicht selbstständiger Arbeit.

Aus selbstständiger Arbeit
  • Flexibilität: Arbeitszeiten und was wann gemacht werden muss, kann man als sein eigener Chef frei bestimmen. Wenn du Dienstags mal keine Lust hast, holst du das einfach am Samstag nach. Hauptsache die Deadlines werden gehalten und die Kunden sind zufrieden.
  • Ortsunabhängig Arbeiten: Dadurch kannst du die ganze Welt bereisen, während du arbeitest.
  • Du suchst dir die Kunden aus – natürlich versucht man am Anfang so viele Jobs, wie möglich zu machen. Aber selbst da kann man bereits vorab selektieren und picky sein, als eigener Chef, kannst du dir Kunden suchen, die u.a. zu deinen moralischen Vorstellungen passen.
  • volatiles Einkommen
  • Kundenakquise muss eigenständig übernommen werden – Jobs fliegen einem nicht zu, man muss sich schon selbst drum kümmern (z.B. über Fiverr*)
  • Man muss sich um alles selbst kümmern u.a. Versicherungen, Steuerabgaben etc.
  • keine festen Arbeitszeiten mehr, wo man nach 40h den Stift fallen lässt – im Zweifel arbeitet man erst einmal mehr als vorher.
  • Du musst dich selbst für deine Zukunft absichern (auch wenn die gesetzliche Rente ein Witz ist, ist es doch etwas Geld, was du „automatisch“ bekommst, solange du brav einzahlst).
Aus nicht selbstständiger Arbeit
  • Ortsunabhängig Arbeiten: Dadurch kannst du die ganze Welt bereisen, während du arbeitest.
  • Du hast ein stabiles Einkommen.
  • Bei einem deutschen unbefristeten Arbeitsvertrag bist du abgesichert (grundloses Kündigen schwierig und falls doch Kündigungsschutzklage).
  • Alle Abgaben regelt der Arbeitgeber u.a. Versicherungen, Sozialleistungen etc.
  • Du bist im Alter theoretisch abgesichert – praktisch gesehen wird die Rente niemals zum Überleben reichen, aber das ist ein anderes Thema 😉
  • wenig Flexibilität: Du bist weiterhin gebunden an deinen Arbeitsvertrag, sprich für Jobs aus Deutschland ist es immer noch üblich eine gewisse Anzahl an Arbeitsstunden zu erledigen. Da bleibt dir oft am Tag nicht mehr viel Zeit den „Urlaubsort“ zu erkunden oder zu genießen.
  • Je nachdem, wo du dich auf der Welt befindest, können die Lebenshaltungskosten dein deutsches Gehalt übersteigen.

Digitaler Nomade: Lebenstraum oder nur Illusion?

Zu dieser Frage gibt es keine eindeutige Antwort, denn es kommt ganz darauf an, was deine Ziele, Prioritäten und Wünsche sind. Nicht jeder träumt davon die ganze Welt zu sehen und dabei Millionär zu werden, auch wenn es sich wahnsinnig gut anhört. Manche wollen auch einfach nur in der Heimat bei ihrer Familie und Freunden bleiben – für sie sind die eigenen 4 Wände der wahr gewordene Traum. Keine dieser Lebensweisen ist richtig oder falsch – es kann zu dir passen oder auch nicht!

Nein, Digitaler Nomade zu sein ist weder ein Traumberuf noch eine Illusion – es ist das, wozu du es für dich machst. Du MUSST diese Lebensweise nicht leben, es ist nicht der einzige Weg, um dein Arbeitsleben zu ändern!

Wir können dieses Schwarz-Weiß Denken nicht mehr hören – nur weil es für uns funktioniert, heißt es nicht, dass du auch so leben musst.

Und was noch wichtig ist, Meinungen können sich immer ändern. Wenn du jetzt digitaler Nomade sein willst und dann in 2 Jahren merkst, dass du doch lieber eine Homebase brauchst, dann ist es auch ok!

Entscheidungsfindung: Soll ich digitaler Nomade werden?

Da du nun weißt, dass ein digitaler Nomade nicht nur Smoothies am Strand schlürft und sich die Sonne auf’s Haupt scheinen lässt, bist du bereit herauszufinden, ob auch du ein digitaler Nomade werden kannst? Wie schon bereits gesagt, ist dieser Lebensstil nicht für alle Menschen geeignet und das ist auch vollkommen ok! Wenn du aber bereits damit liebäugelst, lass uns dir helfen und eine gute Grundlage schaffen. Nicht, dass du Hals über Kopf hineinstolperst und dann enttäuscht bist, weil das grundsätzliche Verständnis und die damit verbundenen Bedingungen fehlten.

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Nomads Hit The Road

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